Künstler

Hans Dieter Bohnet

Hans Dieter Bohnet, geboren 1926 in Trossingen und 2006 in Stuttgart verstorben, war einer der prägenden Bildhauer Südwestdeutschlands, dessen Werk eng mit der Kunst im öffentlichen Raum verbunden ist. Nach einem kurzen Architekturstudium wandte er sich der Bildhauerei zu und studierte an der Stuttgarter Akademie bei Otto Baum, wo er 1950 als Meisterschüler hervorging. In den frühen Jahren seines Schaffens entstanden vor allem figürliche Arbeiten, etwa Brunnenplastiken und Akte, die noch einer klassischen Formensprache verpflichtet waren. Doch bereits Ende der 1960er Jahre entwickelte Bohnet eine konsequente Hinwendung zur Abstraktion. Kugel, Kubus und Oktaeder wurden zu zentralen Motiven, die er nicht als statische Symbole verstand, sondern als Formen, die aufgebrochen, bewegt oder durch Spiegelungen verwandelt werden konnten.
Sein Werk ist heute vor allem durch markante Arbeiten im öffentlichen Raum präsent. An der Stuttgarter Liederhalle gestaltete er Mitte der 1950er Jahre das großformatige Aluminium-Wandrelief Lyra, das in seiner dreiteiligen Anordnung die Gliederung der Architektur aufnimmt. Zu seinen bedeutendsten Skulpturen zählt Integration von 1976 vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt in Bonn, eine bewegliche Edelstahlform, die den Übergang von einem Würfel zu einer Kugel symbolisiert. In Stuttgart setzte er mit dem Kubus von 1977/78 ein Zeichen: eine dynamisch zerlegte Würfelform aus Stahl, die Bewegung und Spannung in die Strenge der Geometrie bringt. Besonders eindrucksvoll war auch sein Beitrag zur Internationalen Gartenbauausstellung 1993 auf dem Wartberg, wo er mit mehreren Kunststationen die Landschaft prägte – darunter das Kugelobjekt im Egelsee, die Installation Im Keuper mit Gesteinsformationen und Wasserläufen sowie Unter den Stangen, eine Reihe von Edelstahlmasten, die den Höhenverlauf der Topographie sichtbar machen.
Bohnets künstlerische Haltung war stets darauf ausgerichtet, Kunst nicht als dekorativen Zusatz, sondern als integralen Bestandteil des Raumes zu verstehen. Er suchte nach Formen, die Architektur, Landschaft und Wahrnehmung gleichermaßen herausforderten. Seine Skulpturen verbinden Strenge und Bewegung, Klarheit und Transformation. Damit gehört er zu den Bildhauern, die der Nachkriegsmoderne in Deutschland eine eigenständige Sprache gaben. Bis heute laden seine Werke im Stadtraum und in der Landschaft dazu ein, über das Verhältnis von Raum, Form und Bewegung nachzudenken.